Foto: Laura Vogt
Anna und Laura, Ihr habt beide aktiv an der letzten Schüler-Klimakonferenz in Bad Salzuflen mitgewirkt. Was ist euch von der Schülerkonferenz besonders in Erinnerung geblieben?
Anna: Besonders in Erinnerung sind mir die Vorträge von den Experten geblieben und vor allem die Videokonferenz zu einer Schülerin nach Shanghai. Das Mädchen, mit dem wir telefoniert haben, hat uns viel zum Smog in ihrer Stadt erzählt. Was aber neu für uns war, ist die Tatsache, dass die Luftqualität in den letzten Jahren etwas besser geworden ist.
Laura: Mir ist vor allem der Green Picture Award in Erinnerung geblieben, wo Schüler klimaschonende Projekte ihrer Schule vorgestellt haben. Das hat mich dann an unsere Schule erinnert, die sich auch sehr für den Klimaschutz einsetzt. Wir haben zum Beispiel Solaranlagen auf dem Dach – da hab ich gedacht, dass ja auch unsere Schule mal an diesem Wettbewerb teilnehmen könnte.
Laura, Du hast im Vorfeld des Klimagipfels einige Interviews geführt mit sehr unterschiedlichen Leuten, was hast Du da mitgenommen?
Laura: Mir ist aufgefallen, dass alle Experten fest davon überzeugt waren, dass es den Klimawandel gibt und dass etwas getan werden muss. Und es hat mir gezeigt, dass es viele Beispiele gibt, wo mit viel Engagement schon etwas Wichtiges getan wird.
Wie betrachtet Ihr vor dem Hintergrund Eurer Erfahrungen nun die Klimaschutzkonferenz in Polen? Wie wichtig ist so eine Konferenz?
Anna: Das Thema betrifft uns alle, vor allem uns, die Jugend. Wir sind schließlich selbst Leidtragende der Folgeschäden und werden es noch mehr sein – auch von den falschen Entscheidungen, die jetzt momentan noch getroffen werden.
Ich glaube, viele Menschen können sich noch nicht so wirklich vorstellen, wie gravierend die Schäden durch den Klimawandel sein werden. Und die wollen es auch nicht wahrhaben. Gerade deswegen sollten wir weiterhin diese internationalen Konferenzen haben.
Laura: Es ist sehr wichtig, dass es diese Klimakonferenzen gibt und die dadurch entstehende Öffentlichkeit auch mehr über das Thema aufgeklärt wird. Klimaforscher wissen schließlich jetzt schon, was in ein paar Jahren auf uns zukommen wird. Das ist wichtig, dass wir darüber reden. Außerdem haben auch Schüler an der Konferenz in Polen teilgenommen – das macht zumindest den Anschein, als würden verschiedene Perspektiven dort angehört.
Die Schwedin Greta Thunberg protestiert jeden Freitag gegen die Klimapolitik in ihrem Land. Ihr Argument war folgendes: „Wenn mein eigenes Land nichts für meine Zukunft unternimmt, warum soll ich mich dann an die Regeln halten und zur Schule gehen?“ An ihren Protest haben sich viele Schüler angeschlossen. Sie hat sogar eine Rede vor der COP24 gehalten.
Laura: Das finde ich gut und beeindruckend. Ich glaube es ist sehr gut, wenn Schüler das machen, weil sie mehr Aufmerksamkeit bekommen. Denn wenn Erwachsene das machen, ist es nichts Besonderes. Aber bei so jungen Menschen horcht man auf. Denn dies ist die Generation, die momentan am meisten davon betroffen ist und die Auswirkungen direkt mitbekommt.
Habt Ihr eine Message an die Verantwortlichen, die bei der COP24 dabei waren: Was würdet Ihr Entscheidungsträgern gerne sagen? Denkt ihr Eure Sorgen – und somit die Sorgen der „zukünftigen Generation“ – werden ernst genommen?
Laura: Wenn ich schon Mal eine Chance hätte jemand Einflussreichen, der dort teilnimmt, etwas zu sagen, dann würde ich auf jeden Fall fordern, dass die Ziele, die dort beschlossen werden, auch unbedingt erreicht werden müssen. Man sieht ja, dass in vielen Ländern nichts passiert ist, und es ist so schade, weil sie durchaus die Möglichkeiten dazu hätten. Die könnten so viel größere Schritte machen als wir, weil sie eben einflussreich sind.
Anna: Wenn es so viele Schüler gibt, die sich in dem Bereich engagieren und etwas verändern wollen, und die Entscheider dann trotz des Engagements nichts machen, dann finde ich das wirklich verantwortungslos. Wenn einfach das verpufft, was sich ein großer Teil der Menschen wünscht.
Das Jahr 2018 kann man durchaus als das Jahr bezeichnen, in dem der Planet begonnen hat, uns eine Rechnung zu schicken und zu zeigen, was bereits bei etwa einem Grad Erderwärmung passiert. Dies müsste eigentlich ein Weckruf sein. Wie erlebt Ihr den Klimawandel in Eurem Alltag? Oder ist der Klimawandel noch zu abstrakt?
Anna: In Deutschland erlebt man den Klimawandel noch nicht so sehr wie in anderen Ländern, beispielsweise auf den Philippinen. Dazu haben wir auch einen Vortrag auf der Konferenz gehört, der mich schon richtig geschockt hat, da die Leute dort wirklich schon ihre Heimat verlassen müssen. Denn in dieser Region steigt stetig der Meeresspiegel an. Wenn die Leute ihre Heimat noch nicht verlassen haben, müssen sie zumindest schon planen in einigen Jahren wegzuziehen. Das finde ich sehr unfair, schließlich sind die Leute auch ziemlich arm und können eigentlich am wenigsten dafür. Wir Industrieländer sind eigentlich schuld, aber andere müssen es ausbaden.
Also würdest du sagen, dass hier die Wetterveränderungen zwar schon zu sehen sind aber noch nicht so gravierend wie an anderen Orten auf der Erde? Schließlich hatten wir 2018 auch einen sehr ungewöhnlichen Sommer mit ungewohnten Auswirkungen.
Anna: Im Sommer war es zwar heiß, aber wenn man andere Gebiete wie Kalifornien und die immensen Waldbrände dort sieht, dann ist das noch eine andere Dimension.
Laura: Trotzdem war der Sommer letzten Jahres schon extrem. Wir haben auch eine Freundin in Frankfurt, die berichtet hat, dass die Leute wegen der Trockenzeit Trinkwasser sparen sollten – das wurde angeordnet. Ich denke, es ist wirklich nur eine Frage der Zeit, bis es hier schlimmer wird. Und wie das immer ist, wird wohl erst etwas getan, wenn es schon fast zu spät ist.
Ihr habt auf der Schüler-Konferenz auch realistische globale Szenarien durchgesprochen: Was denkt Ihr was passiert, wenn wir so weitermachen wie bisher?
Laura: Es gibt viele Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen müssen. Klimaflüchtlinge sozusagen. Ich weiß nicht wann es soweit ist, aber irgendwann werden die ja auch zu uns kommen. Dann müssen wir mit dieser Situation umgehen. Ich glaube nicht, dass es dafür schon einen Plan gibt oder irgendeine Art von Vorbereitung. Das trifft uns dann wieder unvorbereitet.
Anna: Wenn wir weiter machen wie bisher, erhöht sich die Erderwärmung, die Meeresspiegel steigen, die Gletscher schmelzen und so weiter. Das wird sehr tragisch. Vielleicht gibt es irgendwann das Deutschland, wie wir es kennen, nicht mehr.
Laura: Klar, vielleicht nicht in unserer Lebenszeit aber wir wollen ja, dass unsere Kinder noch so aufwachsen können wie wir jetzt. Wir werden schon die Auswirkungen merken aber unsere Kinder sollen auch gut und in Sicherheit aufwachsen.
Anna: Das sehe ich auch so. Wir tragen das Problem ja nur weiter an die nächste Generation.
Apropos Generationen: Engagement braucht Motivation und Vorbilder. Wie seht ihr Eure Familie, Mitschüler, Freunde oder Eure Schule in der Verantwortung beim Thema Klimaschutz?
Anna: Es ist wichtig, dass unsere Eltern über dieses Thema sprechen und dass sie auch eine Vorbildrolle einnehmen. Die Eltern sollten schon etwas gegen den Klimawandel unternehmen – Kinder eifern ihren Eltern schließlich nach. Mit meinen Eltern rede ich auch über diese Themen, zum Beispiel wenn es um alltägliche Sachen wie Strom und Wasser sparen geht.
Laura: Das Thema muss unbedingt mehr in der Schule angesprochen werden. Klar fangen wir schon an darüber zu reden. Aber ich habe oft das Gefühl, dass nicht alle in unserem Alter wissen was der Klimawandel bedeutet. Ich habe ja viele Interviews im Vorfeld der Konferenz geführt, und da waren tatsächlich Schüler dabei, die noch gar nicht wissen was Klimawandel eigentlich ist. Das fand ich sehr erschreckend. Das Thema allein sollte schon in den Lehrplan.
Trotzdem passiert auch in unserer Schule schon viel: Es gibt in jeder Klasse immer zwei Leute, die verantwortlich sind, dass die Fenster auf Stoß gelüftet werden, das Licht in der Pause ausgemacht wird und das Wasser nicht immer läuft. In der Schule haben wir letztens auch einen Film angeguckt „Eine unbequeme Wahrheit“, von Al Gore. Das ist auch bei unseren Mitschülern auf sehr großes Interesse gestoßen, und ich habe anschließend noch mit meinem Vater darüber gesprochen.
Anna: Aber zum Beispiel haben wir aber noch nie richtig erklärt bekommen wie die PV-Anlage auf unserem Schuldach eigentlich funktioniert. Das könnte man noch machen – da gibt es bestimmt einige neugierige Schüler, die das interessiert. Das sollten wir mal bei der Direktion ansprechen, dass das auch mal im Unterricht thematisiert wird.
Haben junge Leute denn konkret noch Vorbilder im Bereich Klimaschutz? Wenn Erwachsene etwas zu diesem Thema sagen, kommt das dann überhaupt bei Euch an? Sind manchmal Leute in Eurem Alter die besseren „Berater“, wenn es darum geht junge Menschen zum Handeln zu bewegen?
Laura: Ja absolut. Leute, die in unserem Alter sind, können uns viel mehr beeinflussen. Bei den Eltern hört man oft nicht so zu wie bei jungen Leuten, die dir auf der gleichen Ebene begegnen. Dass man mit ganz vielen Kleinigkeiten etwas für die Umwelt tun kann, wird in sozialen Medien zum Beispiel durch „Influencer“ bei Youtube und Instagram immer mehr ein Trend. Viele haben solche „Influencer“ als Vorbilder und lassen sich von denen beeinflussen.
Ist so eine umweltbewusste Szene in sozialen Medien schon richtig existent?
Anna: Die „Influencer“ versuchen schon solche Themen zu vermitteln, aber es ist noch eher zurückhaltend. Das würde ich denen gerne ans Herz legen, dass sie das Thema Klimaschutz mehr in den Vordergrund rücken.
Laura: In aller Deutlichkeit kann man das auf Instagram oder YouTube noch nicht so erkennen, es gibt zwar Leute, die beispielsweise für Jutebeutel anstatt Plastiktüten werben, aber da geht definitiv noch mehr. „Influencer“ machen Geld mit ihren Kanälen und vielleicht wäre es ja auch für die „Influencer“ lukrativ, wenn sie mal eine mögliche Kooperation mit nachhaltigen Unternehmen oder Projekten eingehen. Die könnten uns eine gute Message geben in diesem Bereich. Ich fände es deshalb gut, wenn es noch mehr von denen geben würde, die Klimaschutzthemen ansprechen – das würde viel besser ankommen als wenn Erwachsene oder Lehrer mit dem drohenden Zeigefinder vor einem stehen!
Um das Thema Klimaschutz aktiv in Schulen in NRW zu platzieren und Schülerinnen und Schüler schon ab einem frühen Zeitpunkt für das Zukunftsthema zu sensibilisieren, unterstützt die EnergieAgentur.NRW seit Jahren Schulen mit verschiedenen spannenden Angeboten und Aktionen.
Frau Lara Blankenberg
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