Mobilität
Elektromobilität
Strom tanken
Die Diskussionen über Feinstaubbelastungen, überschrittene Emissionsgrenzwerte und Fahrverbote in vielen deutschen Großstädten sowie die zahlreichen kommunalen Klimanotstände seit Frühjahr 2019 machen deutlich, wie notwendig neue Konzepte im Mobilitätsbereich sind. Hierbei haben auch – neben der Verbesserung des ÖPNV, der Verbreitung von Carsharing-Konzepten und dem Ausbau des Radwegenetzes – alternative Antriebstechniken eine immense Bedeutung.
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Kaufinteresse an Elektroautos wächst
Die Elektromobilität in Deutschland hat Zukunft: Derzeit wächst die Anzahl der erhältlichen Elektrofahrzeug-Modelle zusehends, ebenso wie die Zahl der deutschlandweit verfügbaren Stromtankstellen. Und eine repräsentative Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag von Tank & Rast, dem führenden Infrastrukturdienstleister an deutschen Autobahnen, belegte schon im Jahr 2017: Fahrzeuge mit Elektroantrieb gewinnen bei deutschen Autofahrern an Attraktivität. Insgesamt gab bereits jeder fünfte Befragte an, beim nächsten Autokauf ein Fahrzeug mit Elektroantrieb in Betracht ziehen zu wollen: 16 % der Autofahrer waren bereit, einen Hybrid zu wählen, während sich 5 % der Befragten vorstellen konnten, sich für ein reines Elektrofahrzeug zu entscheiden. Somit war das Interesse an Fahrzeugen mit Elektroantrieb ähnlich hoch wie an Dieselautos, für die sich 20 % der Befragten entschieden hätten.
Beispielhafte Elektromobilität
Bereits seit 2011 setzt die Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) im Linienverkehr Brennstoffzellen-Hybridbusse ein. Im Jahr 2016 nahmen die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) ihre ersten reinen Elektrobusse in Betrieb. Und auch im Bereich des Warentransports schlägt sich der Trend zur Elektromobilität nieder. So betreibt die Deutsche Post für ihre Brief- und Paketzustellung seit 2017 deutschlandweit eine aus mittlerweile 10.000 Streetscootern bestehende elektromobile Flotte, der Logistikkonzern UPS arbeitet ebenfalls mit elektrisch betriebenen Transportern. Als weiterer Vorreiter der Elektromobilität gilt das Car-Sharing mit einem Elektrofahrzeug-Anteil von etwa 12 %.
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Klimabilanz von Elektrofahrzeugen
Doch wie sieht eigentlich bei kritischer Betrachtung die Klimabilanz von Elektroautos aus? Laut Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes emittieren Elektrofahrzeuge kein Kohlendioxid, tatsächlich aber entsteht das klimaschädliche Treibhausgas CO2 sowohl bei der Herstellung von Elektroautos als auch bei der Produktion des Stroms für ihren Fahrbetrieb. Denn die Herstellung der Batterien ist sehr energieintensiv und verursacht dementsprechende Kohlendioxid-Emissionen in den – zumeist asiatischen – Produktionsländern. Deshalb hat ein Elektrofahrzeug, wenn es vom Band rollt, herstellungsbedingt erst einmal einen größeren ökologischen „Rucksack“ als ein Benziner oder Diesel. Hinzu kommt der deutsche Strommix: Derzeit fahren Elektroautos mit Strom, der etwa zur Hälfte aus den fossilen Energieträgern Braunkohle, Steinkohle und Erdgas erzeugt wird.
Darum ist die Frage berechtigt, ob Elektrofahrzeuge wirklich klimaschonender sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Die Agora Energiewende, ein Thinktank der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation, veröffentlichte daher im April 2019 eine umfangreiche Studie über rein batterieelektrisch angetriebene Elektroautos, um in der Frage der Klimabilanz von Elektroautos mehr Klarheit zu verschaffen. Für diese vergleichende Studie definierten die Autoren einen „Basisfall“: ein Fahrzeug der Kompaktklasse in Elektro-, Benziner- und Dieselversion mit einer Gesamtfahrleistung von 150.000 Kilometern.
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Perspektivisch kommt laut Agora Energiewende zum einen hinzu, dass die Klimabilanz der Batterie durch Fortschritte bei der Entwicklung in den kommenden Jahren mindestens halbiert werden kann; diese Verbesserungen werden den Klimavorteil von Elektroautos weiter erhöhen. Zum anderen wird der Klimavorteil von Elektrofahrzeugen noch stärker wachsen, wenn der Ausbau der Erneuerbaren Energien im Rahmen der Energiewende weiter forciert wird.
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Förderungen
Weil es im öffentlichen Interesse ist, die Entwicklung von zukunftsfähigen Mobilitätskonzepten zu fördern, gibt es im Bereich der Elektromobilität vielfältige Förderprogramme etwa von Bund und Ländern.
Für Privatpersonen interessant ist beispielsweise der „Umweltbonus“ der Bundesregierung, der für den Kauf von rein elektrischen Fahrzeugen und hybriden Modellen eine Förderprämie vorsieht: Pro Fahrzeug beträgt die Förderung 3.000 Euro bei Plug-in-Hybriden bzw. 4.000 Euro bei batterieelektrischen Fahrzeugen. Außerdem werden die Besitzer von Elektrofahrzeugen 10 Jahre lang von der Kfz-Steuer befreit, bei Dienstwagen gilt eine um 50 % verringerte Besteuerung. Auch dürfen Elektrofahrzeuge an öffentlichen Ladesäulen regionaler Energieversorger oftmals kostenlos Strom tanken.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Förderprogramme der Bundesländer. Nordrhein-Westfalen beispielsweise fördert über den Bereich „Emissionsarme Mobilität“ des Förderprogramms progres.nrw Batterieelektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge, Lade-Infrastruktur und Elektrolastenräder.
- Kompetenzzentrum „Elektromobilität in NRW“
- Übersicht E-Fahrzeugmodelle
- Übersicht Förderung für Elektroautos
- Web-Tool „Förder.Navi“
- Website des Netzwerks „Wasserstoff und Brennstoffzelle, Elektromobilität“
- Website des Netzwerks „Kraftstoffe und Antriebe der Zukunft“
- Artikel „Elektromobilität – Das richtige Auto“ in der Süddeutschen Zeitung („SZ Plus“) online (01.08.2019)
- Studie „Klimabilanz von Elektroautos – Einflussfaktoren und Verbesserungspotenzial“ von Agora Energiewende (72 Seiten, April 2019)
- Artikel „Elektroautos 2019: Das sind die Neuen“ des ADAC
- Tabelle „Elektroautos in der Übersicht“ von e-Stations
- Web-Tool „Kostenrechner für privat genutzte Elektrofahrzeuge“ des Öko-Instituts
- Übersicht „Förderung für Elektroauto, Wallbox und Strom“ des ADAC (2019)
- Weiterführende Informationen zum Thema „Elektromobilität in NRW“
Dipl.-Päd. Tom Küster
Wissensmanagement
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