Seit einigen Jahren sind die Neugründungen von Energiegenossenschaften in Deutschland und auch bei uns in Nordrhein-Westfalen stark zurückgegangen. Wurden in NRW zwischen 2009 und 2013 noch durchschnittlich 15 Genossenschaften jedes Jahr gegründet, pendelte sich die Anzahl in den letzten fünf Jahren auf maximal eine Handvoll pro Jahr ein (Faktenpapier Bürgerenergie). Umso mehr ist jede neugegründete Energiegenossenschaft ein Anlass, genauer hinzuschauen. Die Bürgerwerke Herdecke eG hat vor kurzem ihre Arbeit aufgenommen. Wer verbirgt sich hinter dieser Bürgerenergiegenossenschaft und welches Geschäftsmodell verfolgt sie?
Im März 2020 wurde die Bürgerwerke Herdecke eG von 13 Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. Den Anstoß dazu lieferte der Energieexperte Martin Rasche. Er inspirierte seinen langjährigen Freund Rainer Elberfeld, und gemeinsam luden sie zur Gründungsversammlung der Bürgerwerke Herdecke eG ein. Ihre Idee: Weg von fossilen und atomaren Brennstoffen hin zur Nutzung von erneuerbaren Energien aus dezentralen Öko-Kraftwerken. Durch eine Energiegenossenschaft sollten die Herdecker Bürgerinnen und Bürger ebenfalls die Möglichkeit erhalten, saubere Energie zu beziehen und damit aktiv zur Energiewende beizutragen. Die neugegründete Energiegenossenschaft vermittelt Bürger-Ökostrom und Bürger-Ökogas an Haushalte und Unternehmen im Großraum Herdecke. Um den CO2-Ausstoß bei der Stromerzeugung zu minimieren, nutzt die Bürgerwerke Herdecke eG die Energie der Sonne, des Windes und des Wassers, die von nicht EEG-geförderten Anlagen in Deutschland produziert wird. Dafür kooperiert die Genossenschaft mit der Bürgerwerke eG mit Sitz in Heidelberg, die als Dachgenossenschaft Stromerzeugung aus Bürgerenergieanlagen in ganz Deutschland bündelt und energiewirtschaftliche Aufgaben für ihre Mitgliedsgenossenschaften übernimmt.
Anfang August 2020 verstarb der Initiator der Bürgerwerke Herdecke eG Martin Rasche völlig unerwartet im Alter von nur 58 Jahren. Für Gründungsmitglied und Vorstand Rainer Elberfeld sowie den Aufsichtsrat der Genossenschaft stand jedoch fest: „Wir machen weiter und erwecken Martins Idee zum Leben“. Im Oktober wurden dann Monika Peters und Roland Muhs in den Vorstand berufen. Seitdem setzen sie sich für nachhaltiges Engagement in ihrer Region ein. „Gemeinsam möchten wir die Energiewende vor Ort konsequent nach vorne bringen“, erklärt Rainer Elberfeld. Denn die vollständige Umstellung auf 100 % erneuerbare Energien kann nur gelingen, wenn diese regional und mit Bürgerbeteiligung erfolgt - da ist sich die Genossenschaft sicher. So gilt das Angebot der Bürgerwerke Herdecke eG beispielsweise auch für Kundinnen und Kunden, die Heizstrom in Herdecke beziehen müssen. Damit geht die Genossenschaft – wie der Großteil der lokal agierenden Bürgerenergiegenossenschaften – explizit auf die Gegebenheiten vor Ort ein. „Darüber hinaus ist unser Strom durch das Energielabel ‚Grüner Strom‘ zertifiziert. Dieses strenge Gütesiegel ist uns enorm wichtig“, so Monika Peters. „So zeigt es doch, dass unser Strom auch wirklich zu 100 % aus erneuerbaren Quellen von Bürgern stammt“.
Anders als bei vielen anderen Strom- und Gasanbietern haben Kunden der Bürgerwerke Herdecke eG die Möglichkeit, auch Anteilseigner und damit Mitglied der Genossenschaft zu werden. Damit können sie von den Erlösen, die sich aus dem Strom- und Gasvertrieb ergeben, profitieren und die Maßnahmen und Aktivitäten der Genossenschaft aktiv mitgestalten. Mitglied werden können alle Personen, die volljährig und geschäftsfähig sind und die mindestens einen Genossenschaftsanteil in Höhe von 100 Euro erworben haben. Mitglieder haften nur in Höhe ihrer Kapitaleinlage.
Nach den ersten Monaten können die drei Vorsitzenden bereits ein positives Fazit ziehen. Neben privaten Strom- und Gaskunden konnten bereits einige Stromverträge mit Gewerbetreibenden abgeschlossen werden. Bis zum Jahr 2025 will die Genossenschaft 500 Stromkunden und Mitglieder aus dem privaten und gewerblichen Bereich gewinnen.
Aktuell werden von der Genossenschaft weitere Kooperationen mit lokalen Handwerksbetrieben und Partnern in Herdecke vorangetrieben, sodass die Bürgerwerke Herdecke eG zukünftig Kundinnen und Kunden auch bei der Installation von Wallboxen für Elektrofahrzeugen unterstützen wird. Zudem steht die Bürgerwerke Herdecke eG mit anderen Energiegenossenschaften aus der Region im Austausch, um zukünftige Geschäftsfelder zu identifizieren und gemeinsam umsetzen zu können.
Finanzierungs- und Geschäftsmodelle
EnergieAgentur.NRW
0202 24552793
simke@energieagentur.nrw
Sie erreichen die EnergieAgentur.NRW außerdem werktags von 8 bis 18 Uhr über die Hotline unter 0211 - 8371930.