Neuartige Elektroautos, wie der Nissan Leaf, besitzen eine bidirektionale Schnittstelle, die es ermöglicht nicht nur Strom zu tanken, sondern diesen bei Bedarf auch wieder in das Netz einzuspeisen. Der Energieversorger ENERVIE aus Hagen hat seit Juni 2018 rund 5 dieser Autos in Betrieb. Die dazu passende Lade- und Energiemanagement-Technologie stammt vom Münchner Unternehmen The Mobility House (TMH).
Foto: The Mobility House
Rund 200.000 E-Autos Ende 2018
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E-Mobil als Regelkraftwerk zugelassen
Um diese Aufgabe übernehmen zu dürfen, musste der Nissan Leaf in Kombination mit der intelligenten Steuerung von TMH zunächst als Regelkraftwerk zugelassen werden. Übertragungnetzbetreiber Amprion legt hierfür hohe technische und regulatorische Anforderungen fest. Nachdem lange an der Hard- und Software gearbeitet wurde, hat TMH das Fahrzeug im Oktober 2018 schließlich als Regelkraftwerk präqualifiziert und wurde erfolgreich in das deutsche Stromnetz integriert – ein Durchbruch zur Etablierung der V2G-Technologie.
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Viele kleine Schritte machen irgendwann den Unterschied
Ein Auto allein macht jedoch noch keinen großen Unterschied. Um die Schwankungen der erneuerbaren Energien signifikant ausgleichen zu können, bedarf es mehrerer Millionen bidirektionaler E-Autos. Fendt betont jedoch, dass jedes Auto wichtig sei: „Angefangen beim Auto zuhause, bis hin zu Firmenparkplätzen: Wir müssen klein anfangen und uns sukzessive steigern.“
Neben den Verbrauchern gilt es aber auch auf höherer Ebene umzudenken: „Die zukünftigen E-Autos werden alle bidirektional ausgestattet sein. Technisch gesehen wird es kein Problem sein. Die Herausforderung besteht darin, Marktregularien anzupassen und zwei Industrien zusammen zu bringen. Deutschland ist führend in erneuerbaren Energien und führend in der Automobilbranche. Jetzt gilt es die beiden Branchen mit intelligenter Software zu verbinden. Andere Länder sind da stärker und experimentierfreudiger unterwegs, als wir.“ So sind es in erster Linie Modelle von Mitsubishi und Nissan, die bei der V2G-Technologie hervorpreschen. Die deutschen Hersteller sind noch zurückhaltender. Laut Aussage eines VW-Sprechers, prüfe Volkswagen derzeit den Serieneinsatz einer bidirektionalen Ladefunktion. Wenn die Prüfungen positiv verlaufen, wird die Technologie in den kommenden Jahren schrittweise in allen E-Fahrzeugen verfügbar sein.
Auf eine Tasse Tee
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Und was ist mit der Lebensdauer der Batterie? Wird die durch das ständige Be- und Entladen nicht drastisch reduziert? Diese kritischen Fragen kann Marcus Fendt nicht ganz von der Hand weisen: „Der Batterieverschleiß ist beherrschbar, wenn das Laden intelligent erfolgt. Das heißt, dass die Autos bestenfalls kurz vorm Losfahren geladen werden und auch nicht komplett entladen werden. In Kooperation mit der TU München haben wir festgestellt, dass je nach Anwendung ein vorzeitiges Altern der Batterien zwar nicht komplett verhindert werden kann, aber sehr gut beherrschbar ist.“
Das Hagener Projekt zeigt: Kritik und Sorgen, dass die wachsende Anzahl Elektroautos das Stromnetz belasten wird, lassen sich mit Hilfe der V2G-Technologie – und einer Tasse Tee – aus dem Weg räumen.
Hintergrundinformationen
The Mobility House: Eine emissionsfreie Energie- und Mobilitätszukunft zu gestalten – das ist das Ziel von The Mobility House. Unsere Technologieplattform verbindet die Automobil- und Energiebranche. Wir integrieren durch intelligente Lade-, Energie- und Speicherlösungen Fahrzeugbatterien ins Stromnetz. Damit fördern wir den Ausbau erneuerbarer Energien, stabilisieren das Stromnetz und machen Elektromobilität günstiger. Das Technologieunternehmen The Mobility House wurde 2009 gegründet und ist von den Standorten München, Zürich und Sunnyvale (CA) weltweit in über 10 Ländern aktiv. Neben vielen führenden Automobilherstellern sind unsere Kunden Fuhrparkbetreiber, Installationsunternehmen, Energieversorger und Elektroautofahrer.
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