Foto: Klaus Russell-Wells
Was zeichnet eine gute Wissenschaftskommunikation aus, vor allem in Bezug auf die sich stetig verändernde Medienlandschaft?
Es ist unheimlich wichtig, auch die anzusprechen, die vielleicht noch gar nicht wissen, dass sie die Nachhaltigkeitsthemen interessieren. Dazu sind Social-Media-Kanäle sehr nützlich. Ich persönlich denke mich in die Zielgruppe vor dem Drehen meiner wissenschaftlichen Videos hinein und habe Spaß an meiner Arbeit, denn gute Wissenschaftskommunikation muss Spaß machen. Sie darf sich nicht nur auf Ergebnisse und Fakten beziehen, sondern muss auch die allgemein gültige Methodik beschreiben, die diesen zugrunde liegt. Dadurch wird sie verständlicher. Es muss zudem erklärt werden, wo das Wissen herkommt. Der Prozess an sich ist spannend, nicht nur die Ergebnisse. Dadurch, dass die Ergebnisse nach einer bestimmten Methodik entstanden sind, haben sie eine gewisse Wertigkeit und Relevanz.
In den vergangenen Jahren hat das die Wissenschaftskommunikation nicht gemacht, aber sie muss transparent sein, gerade in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen ist das wichtig.
Durch Social Media kann heutzutage jeder etwas sagen. Das ist auch gut, aber die Nebenwirkung ist, dass es keine großen Hürden gibt, Unsinn zu verbreiten. Es kommt nicht drauf an, was man sagt, sondern wie man es sagt.
Wann und warum kamen Sie auf die Idee Video-Beiträge über Energie- und Nachhaltigkeitsthemen zu machen?
Mit den Themen befasse ich mich seit dem Studium für Energie- und Umwelttechnik in 2008. Videos mache ich seit Ende 2016. Die Themen müssen mich dabei selber interessieren, sonst kriege ich die Begeisterung nicht rüber gebracht.
Es gibt sehr viele Technologien, Ansätze und Lösungsmöglichkeiten, viele sind aber nur oberflächlich bekannt. Es braucht ein neues Format, um sie bekannter zu machen. Diese Themen gehen nicht nur die Fachwelt etwas an. Hier gibt es eigentlich einen Bedarf, der nicht ausreichend gedeckt ist.
Das Filmemachen habe ich mir selber beigebracht, das kann man tatsächlich gut selber lernen. Es vergeht aber kein Tag, an dem ich mir nicht ein Tutorial anschaue.
Wie viele Filme haben Sie bis jetzt gedreht?
Auf meinem eigenen Kanal habe ich aktuell zehn Filme, denn der Aufwand ist recht hoch. Die mache ich nur in meiner Freizeit, wenn ich Zeit dafür habe. Mittlerweile habe ich mich mit dem Filmemachen selbstständig gemacht und produziere im Auftrag von öffentlich-rechtlichen Einrichtungen, wissenschaftlichen Hochschulen, Kommunen oder Forschungseinrichtungen. In der Regel sind die Videos mit fünf bis acht Minuten relativ kurz, aber es stellt sich heraus, dass sich das Zuschauerverhalten ändert, auch längere Formate funktionieren, wenn sie gut gemacht sind. Meine Zielgruppe ist ziemlich breit gefächert: Von 18 bis 65 Jahren sind alle Altersgruppen vertreten.
Was sind aktuell spannende Themen, über die es sich lohnt zu berichten?
Aktuell sind allgemeine Klimaschutz-Themen sehr gefragt: Filme zur Anpassung an den Klimawandel in Bezug auf Städte, Wald und die Landwirtschaft. Die digitale Wissenschaftskommunikation ist noch vergleichsweise überschaubar im Bereich der Nachhaltigkeitsthemen, da werden nur wenige Filme auf wissenschaftliche Art aufbereitet. Noch ist viel Potenzial.
Haben Sie eine „Lieblingstechnologie“ aus dem Bereich der Nachhaltigkeit?
Wärmepumpen sind ziemlich faszinierend und Power-to-Gas finde ich spannend. Sehr interessiert bin ich aber auch am Demand-Site-Management und flexiblen Stromtarifen, die ich als neuen Hebel sehe, den wir bis jetzt vergleichsweise ignoriert haben. Aber in Bezug auf Klimaschutz und mehr Nachhaltigkeit ist vor allem der gesellschaftliche Ansatz ein wichtiger Punkt. Die Gesellschaft ist der Flaschenhals.
Was können Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben, die sich für einen Job im Bereich der erneuerbaren Energien interessieren?
Eine fundierte Ausbildung ist wichtig. Die thematische Breite meines Studiums der Energie- und Umwelttechnik hat mir gefallen, manchmal hat mir jedoch etwas die Tiefe gefehlt, aber man kann sich ja nachher noch in verschiedenen Bereichen spezialisieren. Es werden in diesem Studium viele Bereiche abgedeckt und es ist sehr technisch orientiert. Eine von zahlreichen guten Möglichkeiten, um in dieses Berufsfeld einzusteigen.
Wer gerne wissenschaftliche Videos zum Thema Erneuerbare machen möchte, braucht viel Durchhaltevermögen. Das YouTuber-Dasein wird oft so missverstanden, dass es ein lässiger Job wäre, aber es ist ein anstrengender Prozess. Außerdem sollte man sich darauf einstellen, dass die ersten Videos vielleicht noch nicht so gut werden. Eine gute Ausbildung ist aber auch für das Erstellen von YouTube-Videos zum Thema Klimaschutz und Erneuerbare das A und O, wie für alle Jobs in dem Bereich.
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Verena Barton M. A.
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