Foto: Öko-Institut e.V.
Es gab bundesweit viel mehr Förderanträge für Energieeffizienz in Gebäuden in 2020, die Antragszahlen sind um bis zu 200 Prozent gewachsen. Wie erklären Sie den hohen Anstieg?
Der starke Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass die Förderbedingungen in den Programmen zum 1. Januar 2020 deutlich verbessert wurden. Für die Förderung von Einzelmaßnahmen wie beispielsweise der Dachdämmung oder dem Austausch von Fenstern wurden die Fördersätze von 10 auf 20 Prozent verdoppelt. Auch für Vollsanierungen auf Effizienzhausniveau sowie im Neubau wurden die Fördersätze deutlich erhöht.
Ist das eine gute Nachricht für das Klima?
Grundsätzlich ist es eine gute Nachricht, wenn mehr energetische Sanierungen durchgeführt werden. Die Sanierungsrate stagniert seit Jahren bei etwa einem Prozent, während für die Erreichung der Klimaziele etwa eine Verdopplung notwendig wäre. Allerdings muss sichergestellt werden, dass die Fördermittel in solche Maßnahmen fließen, die konsistent mit den langfristigen Klimazielen und die ohne die Förderung nicht wirtschaftlich sind.
Was wurde hauptsächlich gefördert?
Der starke Anstieg der Förderzahlen ist in allen Programmen zu beobachten. Besonders deutlich steigen die Förderzahlen für Zuschüsse für energetische Sanierungen auf Effizienzhausniveau sowie im Neubau, wo sich die Förderzahlen mehr als verdoppeln. Aber auch bei Einzelmaßnahmen wie der Dämmung von Dachflächen oder der Erneuerung von Fenstern und Außentüren sind Anstiege von über 70 Prozent zu beobachten.
Was ist die positive Nachricht an den Förderzahlen? Was ist kritisch zu betrachten?
Positiv ist zu bewerten, dass die Verbesserung der Förderbedingungen zu einem deutlichen Anstieg der Sanierungsaktivitäten geführt hat. Allerdings sind viele der geförderten Maßnahmen nicht kompatibel mit dem im Bundes-Klimaschutzgesetz festgeschriebenen Ziel der Klimaneutralität. Bei der Neubauförderung betrifft dies beispielsweise das Effizienzniveau KfW 55, das derzeit fast drei Viertel der Förderfälle ausmacht.
Wie könnte die Politik nachbessern, damit ein höheres Maß an Klimaschutz erreicht werden kann?
Alle geförderten Maßnahmen sollten kompatibel sein mit dem langfristigen Ziel der Klimaneutralität. Der Gebäudesektor hat lange Investitionszyklen, so dass schon heute in zielkonforme Maßnahmen investiert werden muss. Konkret sollten bei Sanierungen nur die Effizienzniveaus KfW 70 und besser gefördert werden und im Neubau sollte das Effizienzniveau KfW 55 aus der Förderung genommen werden.
Was ist Ihre Prognose für die Zukunft?
Es ist schwer abzusehen, wie sich die Förderzahlen und die Sanierungsaktivitäten in der Zukunft entwickeln. Es ist aber zu erwarten, dass mit den weiteren Änderungen der Förderbedingungen im Rahmen der neuen Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) im Jahr 2021 die Attraktivität der Programme weiter steigt. Einen besonders großen Anstieg erwarte ich im Bereich der Zuschussförderung, die mit der Umstellung auf die BEG für alle Förderbereiche und alle Zielgruppen zur Verfügung steht.
Verena Barton M. A.
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