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Im kommunalen Bereich bestehen enorme Potenziale, durch einen transparenten und effizienten Beschaffungsprozess Treibhausgasemissionen und Kosten einzusparen. Wie können diese Potenziale erschlossen werden?
30.000 Vergabestellen bei Bund, Land und Kommunen machen Austausch, Vernetzung und Standardisierung notwendig. Kommunale oder regionale Bietergemeinschaften generieren größere Volumina und versprechen daher günstigere Einkaufsbedingungen. Die Digitalisierung in der Verwaltung bündelt die Kompetenzen und bietet echte Chancen im Bereich der interkommunalen Beschaffung. Kommunen sind (einschließlich kommunaler Unternehmen) für mehr als 60 Prozent des öffentlichen Beschaffungsvolumens verantwortlich. Die öffentliche Beschaffung macht zwischen zwölf und achtzehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus; allein die Stadt Köln – immerhin auf Platz fünf der Liste der deutschen Städte nach Bruttoinlandsprodukt – generiert ein BIP von über 63.463 Millionen Euro. Dies begründet ein enormes Marktpotenzial nach klimafreundlichen und energieeffizienten Produkten und Dienstleistungen. Diese Marktmacht auch verstärkt zu nutzen, ist ein wichtiger Hebel für Klimaschutz und Zukunftsmärkte.
Der Einsatz Erneuerbarer-Energien-Systeme für die Energieversorgung von Gebäuden ist nachhaltig und kosteneffizient. Wie kann der Anteil der erneuerbaren Energien in der Gebäudetechnik erhöht werden?
Kommunen und kommunale Unternehmen verfügen über Immobilien oder auch ungenutzte Freiflächen (Brachflächen, Konversionsflächen etc.). Hier bietet sich der Einsatz von Anlagen zur Eigenstromproduktion (zum Beispiel Photovoltaik oder Windkraft) oder Anlagen zur Wärmeversorgung (zum Beispiel Geothermie, Solarthermie, Holzpellets) an. Mittels innovativer Technologien können erneuerbare Energieträger zum Stromerzeugen, Heizen, Kühlen und Lüften an und in Bestandsgebäuden nachgerüstet werden. Zudem sind energieeffiziente Techniken der Kraft-Wärme-Kopplung und Wärmepumpen am Markt verfügbar. Bei den letztgenannten kann ein Anteil an erneuerbaren Energien (zum Beispiel Geothermie) gekoppelt werden. Der Einsatz Erneuerbarer-Energien-Systeme für die Energieversorgung von Gebäuden ist kostenintensiv. Als smarte Lösung der Finanzierung solcher Projekte bietet sich das (Energie-)Contracting an. Beim Contracting handelt es sich um ein Outsourcing auf Zeit von Aufgaben und Risiken der Energiebereitstellung auf ein hierauf spezialisiertes Unternehmen. Es ermöglich eine Nachrüstung Erneuerbarer-Energien-Anlagen ohne eigene Investitionen tätigen zu müssen.
Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung formuliert eine Minderung der Treibhausgasemissionen im Verkehrsbereich von 40 bis 42 Prozent (gegenüber 1990). Durch welche Maßnahmen auf kommunaler Ebene kann sich diesem Ziel angenähert werden?
Ganz einfach: Der Verkehr muss sich neu erfinden! Die Treibhausgasemission von LKW, PKW und Co. müssen in die Fragen einer treibhausgasemissionsfreien Energieversorgung einbezogen werden. Durch die zunehmende Integration der erneuerbaren Energien in die Mobilität der Zukunft kommt der Sektorenkopplung eine große Bedeutung zu. Batterieelektrische Fahrzeuge, die mit Strom aus erneuerbaren Anlagen betrieben werden, gestalten klimagerechte Mobilität nachhaltig und effizient. Die dafür notwendige (Lade-)Infrastruktur auszubauen, ist eine zentrale Aufgabe für Kommunen und Regionen. Elektromobilität allein ist nicht die Lösung. Im Mobilitätssektor werden alternative Antriebe, der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), der Schienenverkehr sowie der Rad- und Fußverkehr, aber auch die Digitalisierung eine entscheidende Rolle spielen. Entscheidende Impulse liefert hier das kommunale Mobilitätsmanagement. Durch die Förderung eines abgestimmten Vorgehens innerhalb der Kommune, die Aufstellung kommunaler Mobilitätskonzepte, die Initiierung alternativer Mobilitätsangebote und die Kooperation regionaler Verkehrsträgern wird der Übergang zu einer klimagerechten Mobilität möglich. Zusätzlich können öffentliche Arbeitgeber durch ein betriebliches Mobilitätsmanagement ihre verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen reduzieren. Das betriebliche Mobilitätsmanagement hat zum Ziel, eine effiziente umwelt- und sozialverträgliche Gestaltung aller von der jeweiligen Einrichtungen erzeugten Verkehrsströme zu erreichen. Dazu gehören die Arbeitswege beziehungsweise Pendelverkehre der Mitarbeitenden zu ihrem jeweiligen Dienstort, Dienstreisen, aber auch Besucher- und Kunden sowie die Wirtschaftsverkehre.
In der Rubrik "Drei Fragen an..." äußern sich Expertinnen und Experten der EnergieAgentur.NRW zu aktuellen Fragestellungen, Good-Practice-Themen oder wissenschaftlichen Innovationen.
Energieanwendung, Klimaschutz in Kommunen und Regionen
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